Im Unterricht müssen wir neben schriftlichen auch Bildquellen interpretieren. Bilder stellen hierbei das älteste Medium dar, welches uns zur Verfügung steht. Im Folgenden findest du alles, was du brauchst, damit eine angemessene Beschreibung und Interpretation von Bildquellen gelingt. Es handelt sich dabei um einen allgemeinen Beitrag, der nicht näher in Karikaturen, Gemälden etc. unterscheidet.
Vor dem Interpretieren: Rahmendaten feststellen
Bevor man mit dem Interpretieren von Bildquellen loslegt, sollten man alle Informationen feststellen, die zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich um die Entstehungszeit, den Namen des Erstellers, sowie weitere Informationen aus einem möglichen einleitenden oder untenstehenden Text. Diese helfen manchmal mehr, manchmal weniger bei der weiteren Interpretation.
Die Entstehungszeit ist besonders wichtig, um das Bild in den richtigen historischen Kontext einzuordnen. Ein Bild kann nur Quelle für die Zeit sein, in der es entstanden ist. Dabei spielt keine Rolle, ob das Bild ein Ereignis 300 Jahre vor der Entstehungszeit abbildet. Es ist eine Sicht aus der Zeit auf das Dargestellte.
Bildquellen interpretieren: Grundmethode
Ich möchte an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass die folgende Methode nicht zwischen verschiedenen Gattungen an Bildern wie Karikaturen, Gemälden, Fotografien usw. unterscheidet. Der Zugang ist allgemein, damit grundsätzlich für alle geeignet. Dennoch weisen verschiedene Gattungen spezifische Eigenheiten auf, die bei der Interpretation berücksichtigt werden sollten, hier aber keine Erwähnung finden.
1. Die Bildbeschreibung
Beim Bildquellen handelt es sich um visuelle Medien, die zuerst in Sprache übersetzt werden müssen. In diesem Schritt reicht eine reine Beschreibung ohne Identifikation des Dargestellten. Personen müssen nicht identifiziert, Symbole nicht gedeutet werden. Eine systematische Vorgehensweise ist klug, um nichts zu vergessen:
- Beschreibung von links nach rechts oder rechts nach links mit Unterteilung in einen oberen, mittleren und unteren Teil
- Beschreibung oben nach unten oder unten nach oben mit Unterteilung in einen linken, mittleren und rechten Teil
Sei bei Beschreibungen konkret! Es ist zu ungenau, zu schreiben „auf dem Bild steht eine Person mit weißer Uniform“. Schreibe stattdessen: „Rechts der Bildmitte in der unteren Bildhälfte steht eine Person mit herausstechender weißer Uniform in der ersten Reihe, die zu den Personen auf dem Podest blickt.“.
2. Die Bilddeutung
Nach der reinen Beschreibung musst du nun herausfinden, was mit dem Dargestellten gemeint ist.
- Symbolen oder realen Gegenständen Bedeutung zuordnen
- Menschen Sozialgruppen zuordnen oder Eigennamen benennen
- Handlungen und dargestellte Abläufe benennen (insbesondere Zeremonien, Riten…)
Dieser Schritt benötigt viel Hintergrundwissen. Eine Recherche kann helfen, um unbekannte Personen oder Gruppen zu benennen oder spezielle Handlungen zu erkennen.
3. Bildkritik
Das Bild dient als Quelle, welche ein Ereignis bzw. die Sichtweise darauf dokumentiert. Es ist daher wichtig, Bilder jeder Art kritisch und keinesfalls als Abbildung der Wirklichkeit zu betrachten. Die folgenden Fragen sollten keinesfalls einzeln betrachtet werden, stellen aber wichtige Merkmale heraus, die bei der Einordnung helfen können:
- Wie viel Zeit liegt zwischen dargestelltem Geschehen und Entstehung des Bilds?
- Handelt es sich um eine Fälschung?
- Ist es ein wirkliches oder fiktives Ereignis?
- Mit welcher Absicht wurde das Bild erstellt?
Hinweis: Bilder können nur als Quelle für die Zeit gelten, in der sie entstanden sind. Auch 300 Jahre nach Luthers Aufenthalt auf der Wartburg entstehen Bilder darüber. Sie sind jedoch keine Quelle für das Ereignis.
4. Erzählende Sinnbildung
Ein Bild für sich kann nur einen Augenblick abbilden. Dennoch muss auf einen ganzen Prozess geschlossen werden. Zentrale Fragen sind hierbei: Was ging dem Bild voraus? Welche Ereignissen folgten? Geschichte beschäftigt sich mit Prozessen der Veränderung, dies muss auch beim interpretieren von Bildquellen berücksichtigt werden. Die Vor- und Nachgeschichte des Dargestellten muss daher erschlossen werden.
Recherche beim Interpretieren von Bildquellen
Abschließend noch einige Hinweise dazu, wie eine effektive Recherche aussehen kann.
Google-Bildersuche: Eines der mächtigsten Werkzeuge, um Informationen über die Bildquelle zu erhalten. Einfach ein Foto vom Bild machen und hochladen, schon werden Websites angezeigt, auf denen das Bild ebenfalls eingebunden ist. Bei Bildquellen ist es sehr wahrscheinlich, dass sich einige Seiten auch im historischen Sinne mit diesen Bildern auseinandergesetzt haben. Dort gibt es dann viele praktische Informationen.
Epoche bzw. Ereignis recherchieren: Sobald du ein gewisses Minimum an Informationen über das Bild hast (Erstellungszeit, dargestelltes Ereignis oder Personen etc.) kann man anhand dessen recherchieren. Entweder verhilft dir das Wissen darüber bei der Interpretation selbst oder das Bild begegnet dir im Kontext der Recherche. Wenn letzteres der Fall ist, wird häufig auch darauf eingegangen.
Lehrbuch oder Lehrkraft befragen: Trocken, aber ein zuverlässiger Klassiker. Deine Lehrkraft kann dir stets mit hilfreichen Informationen weiterhelfen. Wenn du nicht nachfragen willst, hilft vielleicht auch ein Blick ins Lehrbuch. Bedeutende oder klassische Bildquellen sind dort häufig abgedruckt – mit hilfreichen Informationen.
Literaturverzeichnis
Pandel, Hans-Jürgen: Bildinterpretation I: Die Bildquelle im Geschichtsunterricht (Methoden Historischen Lernens), Frankfurt am Main 2011.
Pandel, Hans-Jürgen: Bildquellen interpretieren. Das Begriffsinventarium der Bildinterpretation anwenden, in: Methodentraining für den Geschichtsunterricht, hrsg. von Hans-Jürgen Pandel, Renate Teepe und Friedrich Huneke, Frankfurt am Main 2021.
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