Sparta – die mächtigste Stadt im alten Griechenland?

Zwischen 500 und 400 v. Chr. befand sich Sparta, einer der mächtigsten griechischen Polis, auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Die Stadt war geprägt von einem einzigartigen politischen System, das auch Zeitgenossen verwirrte. Hinzu kamen eine starke militärische Präsenz und die besondere „spartanische“ Lebensweise. Im Folgenden möchte ich euch die Polis mit Blick auf Kultur, Politik und Militär näher bringen.

Sparta

Gesellschaft und Verfassung von Sparta

Sparta war bereits unter Zeitgenossen bekannt für sein ungewöhnliches politisches System, das aus zwei Königen, einem Rat der Ältesten (Gerusia) und einer Volksversammlung (Apella) bestand. Die beiden Könige stammten aus zwei verschiedenen Dynastien, den Agiaden und den Eurypontiden, und teilten sich die Macht, um ein Gleichgewicht zu gewährleisten. Sie führten die Armee an und hatten wichtige religiöse Pflichten.

Die Gerusia, bestehend aus 28 älteren Bürgern und den beiden Königen, war für die Gesetzgebung und die wichtigsten politischen Entscheidungen verantwortlich. Die Apella, die aus allen männlichen Bürgern über 30 Jahren bestand, hatte das Recht, über Vorschläge der Gerusia abzustimmen. Diese Mischung aus Monarchie, Oligarchie und Demokratie machte die Polis einzigartig in der griechischen Welt und trug zur Stabilität des Stadtstaates bei.

Die spartanische Gesellschaft kann grob in drei Stände eingeteilt werden: Die kleinste und mächtigste Gruppe bildeten die Spartiaten. Hierzu zählen die Vollbürger und -bürgerinnen Spartas. Sollte eine Familie nicht genug Geld haben, um an den verpflichtenden Gemeinschaftsmahlen teilzunehmen, so gehört sie zu den „Geringeren„, einer Gruppe, die zwar über den Periöken (den Ausländern) steht, aber eben keine Vollbürgerrechte besitzt. Nach ihnen folgen Händler, Handwerker und Arbeiter, die von anderen Staaten stammen oder freigelassene Heloten sind. Sie werden als Periöken bezeichnet. Die Heloten selbst befinden sich im Staatseigentum von Sparta und müssen den Vollbürgern im Haus und bei der Bewirtschaftung des Lands dienen. Sie sind also keine freien Menschen.

Eine Pyramide zeigt den Aufbau der Gesellschaft von Sparta. In der obersten Ebene stehen die Spartaner selbst. Sie bilden die Spitze, aber sind auch die kleine Gruppe. Die zweite, weit größere Ebene in Sparta bilden die Periöken. Sie sind Ausländer, ohne Vollbürgerrechte. Ganz unten kommen die Heloten, welche in Sparta unter sklavenähnlichen Bedingungen leben und arbeiten müssen. Sie bilden die größte Gruppe.
Die Gesellschaft von Sparta kann in Form einer Pyramide dargestellt werden: Die Vollbürger waren die kleinste Gruppe, während die Heloten, die sklavenähnlich lebten, die größte Gruppe bildeten.

Spartas Stellung in der griechischen Staatenwelt

Als einer der mächtigsten Stadtstaaten Griechenlands stand Sparta für seine militärische Stärke. Im Gegensatz zu Athen, in welchem Demokratie, Kultur und Philosophie erblühten, konzentrierte sich Sparta auf militärische Disziplin und Stärke. Diese Ausrichtung machte Sparta zu einem gefürchteten Gegner und einem wichtigen Akteur in der griechischen Staatenwelt. Die Stadt führte das mächtigste Landheer in der griechischen Staatenwelt an und viele Jahrhunderte unbesiegt.

Das Territorium von Sparta.
Das Territorium des spartanischen Staates in klassischer Zeit. Quelle: Wikipedia.

Die Stadt führte den Peloponnesischen Bund an, ein Bündnis von Stadtstaaten, das als Gegengewicht zur athenischen Dominanz diente. Spartas Einfluss erstreckte sich über den gesamten Peloponnes und darüber hinaus, was es zu einem entscheidenden Machtfaktor in der Region machte.

Die Erziehung: Jungen und Mädchen im Fokus

Die Erziehung in Sparta war streng und zielte darauf ab, starke und disziplinierte Bürger hervorzubringen. Bis zum siebten Lebensjahr wurden Mädchen und Jungen zuhause erzogen. Dabei lag der Fokus vor allem auf körperliche Ertüchtigung – die Kinder sollten Schmerz, Kälte, Hunger und vieles mehr aushalten. Ab dem siebten Lebensjahr gehen Jungen und Mädchen getrennte Wege.

Mädchen erhielten zuhause von ihrer Mutter eine intensive Ausbildung zur Führung des oikos (= des Haushalts), aber auch in körperlicher Fitness. Jungen wurden ab dem siebten Lebensjahr in der sogenannten Anstalten erzogen, in welchen sie in sogenannten Herden unter der Aufsicht von älteren Vorstehern gemeinsam lebten, aßen und schliefen. Es handelte sich um ein hartes militärisches Ausbildungssystem, das körperliche Stärke, Gehorsam und Überlebensfähigkeiten förderte. Diese Ausbildung war darauf ausgelegt, die Jungen auf ein Leben als Krieger vorzubereiten. Sie nahmen an sportlichen Wettkämpfen teil und wurden ermutigt, stark und gesund zu sein, um gesunde und starke Kinder zur Welt zu bringen. Ehelosigkeit wurde bestraft. Diese Erziehung sollte sicherstellen, dass sowohl Männer als auch Frauen ihren Beitrag zur spartanischen Gesellschaft leisten konnten.

Frauen in Sparta: Eine besondere Rolle

Im Gegensatz zu vielen anderen griechischen Stadtstaaten hatten Frauen in Sparta eine relativ starke Stellung. Sie durften Land besitzen, sich frei bewegen und waren für die Verwaltung des Haushalts verantwortlich, während die Männer im Krieg waren. Diese Freiheiten waren ungewöhnlich für die damalige Zeit und trugen dazu bei, dass spartanische Frauen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielten. Sie waren bekannt für ihre Unabhängigkeit und ihren Einfluss, was sie von ihren Geschlechtsgenossinnen in anderen griechischen Stadtstaaten unterschied.

Kultur und Wirtschaft in Sparta: Mehr als nur Militär

Obwohl Sparta vor allem für seine militärische Stärke bekannt war, hatte die Stadt auch eine eigene Kultur und Wirtschaft. Die spartanische Kultur legte Wert auf Einfachheit und Disziplin, was sich in ihrer Kunst und Architektur widerspiegelte. Die berühmte spartanische Zurückhaltung und der Minimalismus waren Ausdruck dieser kulturellen Werte. Wirtschaftlich war Sparta auf Landwirtschaft und die Arbeit der Heloten, einer unterdrückten Bevölkerungsschicht, angewiesen. Diese Heloten bewirtschafteten das Land und ermöglichten es den spartanischen Bürgern, sich auf militärische Angelegenheiten zu konzentrieren. Die Wirtschaft war stark auf Selbstversorgung ausgerichtet, was Sparta eine gewisse Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen verlieh.

Der Peloponnesische Krieg

Der Peloponnesische Krieg (431-404 v. Chr.) war ein entscheidender Konflikt zwischen Sparta und Athen, der die griechische Welt erschütterte. Sparta führte die Peloponnesische Liga an, während Athen die Delisch-Attische Seebund anführte. Der Krieg war geprägt von wechselnden Allianzen, strategischen Manövern und großen Schlachten. Er endete mit einem spartanischen Sieg, der Athen schwächte und Sparta zur dominierenden Macht in Griechenland machte. Dieser Sieg zeigte die militärische Überlegenheit Spartas, hatte jedoch langfristig negative Auswirkungen auf die gesamte griechische Welt, da er zu einer Schwächung der griechischen Stadtstaaten und einer Destabilisierung der Region führte.

Der moderne „Mythos“ Sparta: Bedeutung und Faszination heute

Heute ist Sparta ein Symbol für militärische Disziplin, Stärke und Entschlossenheit. Der moderne „Mythos“ Sparta wird oft in Filmen, Büchern und anderen Medien dargestellt, die die Tapferkeit und den Mut der spartanischen Krieger hervorheben. Diese Darstellungen sind oft romantisiert und vereinfachen die komplexe Realität des antiken Sparta. Dennoch bleibt die Faszination für Sparta ungebrochen, da es als Beispiel für unerschütterliche Entschlossenheit und Opferbereitschaft gilt. Die Beschäftigung mit Sparta bietet auch Einblicke in alternative Gesellschaftsmodelle und die Herausforderungen, die mit einer solchen Lebensweise verbunden sind. In einer Welt, die oft von Komplexität und Unsicherheit geprägt ist, bietet der Mythos Sparta eine klare, wenn auch idealisierte Vision von Stärke und Einheit.

Literaturverzeichnis

Baltrusch, Ernst: Sparta – Geschichte, Gesellschaft, Kultur. München 2016.

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