Das Wartburgfest 1817

Am 11. August 1817 lud die Jenaer Burschenschaft Studierende aus ganz Deutschland zum Wartburgfest ein, das am 18. Oktober 1817 stattfand. Rund 500 Studierende und auch einige Professoren erschienen zur ersten politischen Demonstration, die sich auf den gesamten deutschen Raum bezog.

Hintergründe

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Deutschland in viele kleine Staaten zersplittert, die teilweise unter der Herrschaft von ausländischen Mächten standen. Dies führte zu Unzufriedenheit und Protesten, insbesondere bei der jungen Generation. Die Studenten waren es leid, in einem politisch zersplitterten Land zu leben und forderten eine Einigung Deutschlands und eine stärkere Einbeziehung des Volkes in die politischen Entscheidungen.

Die wenige Jahre vor dem Wartburgfest gegründeten Burschenschaften hatten das Ziel, Freiheit und Einheit im deutschsprachigem Raum durchzusetzen. Dabei spielten auch nationalistische Motive eine Rolle. Die erste Burschenschaft wurde am 12. Juni 1815 an der Universität Jena gegründet. Sie wird daher auch als „Urburschenschaft“ bezeichnet.

Verlauf

Die Jenaer Burschenschaft lädt im August 1817 zum Wartburgfest ein. Am 18. Oktober 1817 trafen sich die Studenten auf der Wartburg. Diese ist für ihre Bedeutung in der deutschen Geschichte bekannt. Unter anderem übersetzte dort Luther die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche unter seinem Decknamen Junker Jörg. Auch der Zeitpunkt wurde nicht zufällig gewählt: 300 Jahre Reformation und vier Jahre seit dem Sieg bei der Völkerschlacht bei Leipzig wurden gefeiert.

Einladung zum Wartburgfest 1817
Einladung zum Wartburgfest

Es wurden Reden über enttäuschte Versprechen von Einigung und Mitbestimmung gehalten. Die Studenten legten dabei ihre politischen Grundpositionen dar und äußerten Kritik an den Zuständen im deutschen Bund. Der Student Heinrich Herrmann Riemann sagt beispielsweise: „Von allen Fürsten Deutschlands hat nur einer sein gegebenes Wort gelöst, der, in dessen freiem Lande wir das Schlachtfest begehen.“. Es klang auch die Hoffnung auf nationale Einheit an.

Eine kleine Gruppe Studierender verbrannte Bücher, die sie als „unpatriotisch“ oder „reaktionär“ ansahen (darunter auch der code civil). Unter den verbrannten Büchern waren Werke von August von Kotzebue, einem deutschen Schriftsteller, der von den Studenten als „Hofdichter“ und „politischer Scharlatan“ angesehen wurde. Neben Büchern wurden auch Symbole der alten Ordnung verbrannt:

  • kurhessischer Militärzopf
  • österreichischer Korporalsstock
  • preußischer Ulanenschnürleib
Bücherverbrennung auf der Wartburg

Folgen und Bedeutung

Das Wartburgfest hatte eine starke symbolische Bedeutung und trug dazu bei, die Ideen der Burschenschaft zu verbreiten. Die Studenten waren nicht nur bereit, für ihre Überzeugungen zu kämpfen, sondern sie inspirierten auch andere junge Menschen, sich politisch zu engagieren. Sie beschlossen zudem die Gründung einer gesamtdeutschen Burschenschaft. Ein Jahr später, 1818, wurde die Allgemeine Deutsche Burschenschaft aus einem Verbund von 14 Universitätsstädten gegründet.

Das Wartburgfest wird häufig als einer der Ausgangspunkte der deutschen Revolution von 1848 gesehen, die zwar scheiterte, aber einen Weg für die Einigung 1871 bereitete. Es steht allerdings auch im Prozess der Radikalisierung der Burschenschaften, welche zum Mord an August von Kotzebue führte. Dies war der Anlass für die Karlsbader Beschlüsse.

Literaturverzeichnis

Jarausch, Konrad H.: The Sources of German Student Unrest 1815-1848, in: Historical Social Research 24, S. 80-114.

Hardtwig, W. und Hinze, H.: Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung – Band 7: Vom Deutschen Bund zum Kaiserreich 1815-1871, hrsg. von Rainer A. Müller, Ditzingen 2020.

Press, Steven M.: False Fire: The Wartburg Book-Burning of 1817, in: Central European History 42 (4), S. 621-646.

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